Ich wurde ermahnt, dass üblicherweise um diese Zeit des Jahres der Präsident einen Jahresbericht vorträgt. Dem möchte ich hiermit nachkommen, jedoch weniger als Bericht der Aktivitäten und Erkenntnissen der Weinproben. Dies kann man ja eigentlich hier alles nachlesen, was so war im letzten Jahr.
Interessanter finde ich, und ich hoffe, da stimmen mir die Mitglieder zu, welche Rückschlüsse ergeben sich aus dem letzten Jahr für unsere Zukunft. Vor einem Jahr hatten wir unsere Osteuropa-Probe, danach gingen wir alle in den Lockdown. Mit dem „Corona-Wein“ unternahmen einige von uns erste zaghafte Online-Versuche, sich hier auf unserer Website zu zeigen. Im Sommer unternahmen wir vorsichtige Veranstaltungen an der frischen Luft, die trotz Distanz den Teilnehmern sehr viel Spaß machten. Ich erinnere hier an die Weinselige Humorige Altstadtführung mit Thomas Bäppler-Wolf sowie an die Schiffahrt zur Loreley, wo wir Prioratweine zu Gast im Rheingau hatten. Im Dezember schließlich hatten wir unsere erste Online-Weinprobe mit Weinen von Graf Adelmann, da noch mit nur fünf Kamera-Gästen. Unser zweiter Versuch mit Weinen aus Uruguay, präsentiert von Dr. Peter Hilgard, war da mit 27 Kameras überraschend gut besucht, da hatte man als Moderator schon ein bisschen Mühe, Technik und Weingenuss unter einen Hut zu bringen. Mit Kameras meine ich übrigens, dass hinter jeder Kamera ja manchmal auch mehrere Gäste stecken konnten. Das bedeutet, dass wir zur Online-Weinprobe Uruguay mehr Teilnehmer hatten als z.B. zuletzt im Steigenberger.
Das Feedback aller Teilnehmer der Online-Weinproben war übrigens äußerst positiv. Das Gefühl, nach so langer Zeit mal wieder entspannt unter Leuten zu sein, stellte sich schnell ein und es wurde viel und gerne diskutiert. Dieses positive Feedback ermutigte unsere Frau Machau, eine Festliche Online-Weinprobe mit dem Thema Burgund zu planen. Schließlich galt es, trotz des Lockdowns das 70-jährige Bestehen des Collegium Vini gebührend zu feiern. Die Umstände machen es möglich, dass ich mich vor einer umfassenden Rede, womöglich in der Alten Oper oder oder einer ähnlich gediegenen Lokation, drücken kann. Ich hätte auch kaum etwas der auch nach 20 Jahren noch äußerst lesenswerten Rede von Herrn Professor Dr. Puhle anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Collegium Vini hinzuzufügen. Da steht nichts drin, was nicht auch heute noch Gültigkeit hätte. Außer vielleicht, dass über den reinen Weingenuss hinausgehende „Wein-Erlebnisse“ doch durchaus ihre Existenzberechtigung haben, wenn sie Dinge ermöglichen und Erkenntnisse vermitteln, die man sonst vielleicht nicht wahrnehmen würde. Ich zähle da unsere Online-Weinproben dazu, die nicht bei allen Mitgliedern auf große Gegenliebe stoßen. Online-Weinproben haben dennoch viele Vorteile, weswegen ich sie auch zukünftig ergänzend zu Präsenzveranstaltungen beibehalten möchte. Die Online-Weinproben ermöglichen uns, mit wenig Risiko ungewöhnliche Themen wie beispielsweise Uruguay umzusetzen. Das finde ich extrem spannend.
An Präsenzveranstaltungen sehe ich in diesem Jahr maximal eine Schiffahrt im Sommer – es gibt bereits die Idee Rheinhessen und Rheingau, z.B. zum Roten Hang zu fahren – sowie eine Weihnachtsfeier Anfang Dezember. Bzgl. der Weinproben im Steigenberger wie z.B. zu unseren Jahrgangsproben bin ich skeptisch. Ich gehe davon aus, dass die Kosten einer Veranstaltung in gewohntem Umfang enorm steigen werden. Wir werden sehen.
Ich denke, man darf sagen, dass das Collegium Vini nicht nur überraschend widerstandsfähig durch die Corona-Krise kommt, sondern sogar eine ungekannte Dynamik entwickelt und sogar neue Mitglieder gewinnt – zuletzt z.B. Herrn Hägemann oder Herrn Lembeck, der noch Mitglied werden möchte. Herzlich willkommen in unserem Kreis.
Ich wünsche uns allen in 2021 zuvorderst Gesundheit und einen baldigen Impftermin und freue mich auf ein Wiedersehen, online oder im echten Leben.
Klaus Rössler