Dieser Frage gingen wir mit einer Gruppe von 20 Weinfreundinnen und -freunden bei einer Burgenrundfahrt auf dem Rhein mit der „Rheingau“ der Rössler Linie intensiv nach. Idee war, mit acht herausragenden Rosé-Weinen zu verzaubern und gemeinsam herausfinden, ob die von mir ausgewählten Rosés mit ihrer Eleganz, Frische und Komplexität als „Super-Rosés“ durchgehen können, ob sie Essenz und das Terroir renommierter Weingüter widerspiegeln, ob sie eine eigene Geschichte oder sogar ein unvergleichliches Geschmackserlebnis bieten.
Unvergleichlich war jedenfalls, und ich denke, ich spreche da für alle Teilnehmer, der Spaß, den wir an diesem Tag hatten. Unsere Mitglieder Guido Preuss und Bettina Eggers waren so begeistert, dass sie für die Schifffahrt im nächsten Jahr spontan die Verkostung von Rhone- und/oder Loire-Weinen organisieren möchten. Eine extrem gute Idee, wie ich finde. Ich bin auf jeden Fall dabei. Hajo Kraus hatte daraus blitzschnell unser Sommer-Konzept für die nächsten Jahre entwickelt: Berühmte Flüsse und die Weine an ihren Ufern – verkostet auf einem Fluß, dem Vater Rhein. Der Schaufelraddampfer „Goethe“, den wir sahen, brachte mich auf die Idee zu einer Weinprobe „Mississippi“ – aber das machen wir zu einem späteren Zeitpunkt.
Zurück zu den Super Rosés:
Die Herstellung von Roséwein ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die einige spezifische Herausforderungen mit sich bringt:
- Farbkontrolle: Die Farbe eines Roséweins ist eines seiner markantesten Merkmale. Die Herausforderung besteht darin, die gewünschte Farbtiefe zu erreichen, was durch die Dauer der Maischestandzeit (die Zeit, in der die Schalen mit dem Most in Kontakt sind) gesteuert wird. Diese Phase muss sehr präzise überwacht werden, da zu wenig Zeit zu einer zu blassen Farbe führen kann, während eine zu lange Maischestandzeit zu einem Wein führt, der zu dunkel und fast wie ein leichter Rotwein aussieht.
- Aromen und Frische bewahren: Roséweine zeichnen sich durch ihre frischen, fruchtigen Aromen aus, die während des Gärungsprozesses erhalten bleiben müssen. Die Herausforderung besteht darin, die Gärtemperatur niedrig genug zu halten, um die flüchtigen Aromen nicht zu verlieren, aber auch nicht zu niedrig, um die Gärung zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Diese Balance ist entscheidend, um die charakteristischen Aromen eines Roséweins zu bewahren.
- Säuremanagement: Roséweine müssen eine ausgewogene Säure haben, um erfrischend und lebendig zu wirken. Zu viel Säure kann den Wein unangenehm scharf machen, während zu wenig Säure ihn flach erscheinen lässt. Die richtige Balance zu finden, ist eine Kunst und erfordert sorgfältige Überwachung der Traubenreife und des Säuregehalts während der Weinbereitung.
- Oxidation vermeiden: Roséweine sind empfindlich gegenüber Oxidation, die ihre Frische und Farbe beeinträchtigen kann. Um dies zu verhindern, müssen die Trauben schnell und unter kühlen Bedingungen verarbeitet werden. Außerdem ist es wichtig, den Wein während des Ausbaus vor Sauerstoffeinfluss zu schützen, was oft durch den Einsatz von Edelstahltanks und das Vermeiden von zu viel Luftkontakt erreicht wird.
- Marktanpassung und Konsistenz: Der Markt für Roséweine ist stark saisonabhängig, da sie besonders in den wärmeren Monaten beliebt sind. Winzer müssen die Produktion so planen, dass die Weine pünktlich zur Sommersaison verfügbar sind, ohne an Qualität zu verlieren.
Diese Herausforderungen machen die Produktion von Roséwein zu einer anspruchsvollen Aufgabe, die viel Erfahrung, technisches Wissen und Fingerspitzengefühl erfordert, um einen Wein zu erzeugen, der nicht nur gut aussieht, sondern auch den hohen Erwartungen des Collegium Vini gerecht wird.
Wir hatten ja 8 Weine zum Tasting und wollten unseren Favoriten herausfinden. DIe Probenliste der Rheingauer Super Rosés ist übrigens hier zu finden. Ich hatte uns ein kleines Bewertungsschema vorbereitet, das so aussah:
Frische und Balance der Aromen: Sind die Aromen klar und frisch? Ist eine gute Balance zwischen Säure und Zucker erkennbar?
Farbintensität und Klarheit: Ist die Farbe des Weins zart und ansprechend? Wirkt die Farbe natürlich und nicht zu intensiv oder blass?
Komplexität und Intensität der Aromen: Sind die Fruchtaromen (z.B. Erdbeeren, Himbeeren) deutlich und komplex? Ist die Balance zwischen Frische und Aromatik gut abgestimmt?
Frische und Klarheit (Oxidationsschutz): Wirkt der Wein frisch und lebendig? Gibt es Anzeichen von Oxidation (z.B. bräunliche Töne, dumpfe Aromen)?
Balance und Vielseitigkeit (Stil- und Geschmacksprofil): Passt der Wein zu verschiedenen Gelegenheiten (Aperitif, Begleiter zu leichten Gerichten)? Ist der Geschmack harmonisch mit einer guten Balance von Säure, Frucht und eventuell Restsüße?
Ansprechbarkeit und Zugänglichkeit: Entspricht der Wein dem Mainstream oder eher einem besonderen eigenen Charakter?
Etwas enttäuscht waren wir vom Eins-Zwei-Dry Pinot Noir Rosé 2022 vom Weingut Josef Leitz in Rüdesheim, der traf leider nicht unseren Geschmack. Alle anderen Weine hatten ihre Fans, aber nicht so in der Gesamtheit wie … Trommelwribel …
Als unser „Super Rosé“ stellte sich der Rüdesheim Pinot Noir Rosé QbA 2022 vom Bischöflichen Weingut in Rüdesheim heraus.
Der Rüdesheim Pinot Noir Rosé vom Bischöflichen Weingut in Rüdesheim ist ein klassischer Roséwein, der die Eleganz und Finesse des Rheingaus verkörpert. Die Trauben für diesen Wein stammen aus den renommierten Lagen rund um Rüdesheim, wo der karge Schieferboden den Weinen eine besondere Mineralität verleiht. Der Rosé zeigt eine blassrosa Farbe im Glas und entfaltet in der Nase Aromen von Erdbeeren, roten Johannisbeeren und einem Hauch von Zitrusfrüchten. Am Gaumen ist er frisch, mit einer knackigen Säure und einer feinen mineralischen Note, die dem Wein Komplexität und Tiefe verleiht. Der Ausbau erfolgt im Edelstahltank, wodurch die Frische und Klarheit der Aromen erhalten bleiben. Ein Wein, der sich ideal als Aperitif oder zu sommerlichen Gerichten eignet.
Herzlichen Dank an alle, die dabei waren, auch Dir und Deinem Team, liebe Bianka (Kapitänin)