Liebe Collegiatinnen und Collegiaten,
dem berühmten englischen Weinautor können wir es ja wohl glauben! Unser Collegium Vini hat sich im Jahr 2015 bemüht, mit genussvollen Weinproben und Studienfahrten alle guten Eigenschaften seiner Mitglieder zu fördern.
Im Februar führte uns eine Italien- Weinprobe von den Alpen zum Apennin. Abseits der prominenten Regionen Piemont und Toskana lernten wir authentische und qualitätsvolle Weine Nord- und Mittelitaliens kennen. Starke Vertreter der Alpenregion waren bei den Weißweinen ein 2013er Müller Thurgau (Villa Corniole, Trentino) und ein 2012er Petite Arvine (Les Crêtes, Aostatal). Unter den Rotweinen ragten heraus ein 2010er Valtellino Superiore (Nino Negri), ein 2007er Sagrantino Montefalco (Scacciadavoli) und ein 2010er Amarone „Accinato“ (Accordini, Valpollicella). Resümee der Probe: viele Entdeckungen aus Italien für den eigenen Weinkeller zu vernünftigen Preisen.
Bei der Festlichen Weinprobe nach der Mitgliederversammlung im April boten unsere Mitglieder ein Beispiel funktionierender Basisdemokratie: „Mein Lieblingswein“ brachte aus den Kellern der Collegiaten eine Auswahl edler Gewächse aus Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. Unter vielen sind zu nennen: 2011er Grauburgunder Lage Steinbach (Lackner-Tinnacher, Südsteiermark), 1997er Erdener Treppchen Riesling Auslese (H. Schmitges, Erden), 1971er Hattenheimer Engelmannsberg Riesling Auslese (A. Albert, Hattenheim), 2011er Michelbacher Steinberg St. Laurent (Heilmann, Alzenau), 2001er Chateau Poujeaux (Moulis) und 2005er Vina Ardenza Reserva (Bodegas La Rioja Alto, Haro). Der Dank des Präsidenten galt der gelungenen Weinauswahl, der hohen Spendenfreudigkeit der Mitglieder und der gekonnten Zusammenstellung der Probe. Ein gelungenes „Format“ mit Wiederholungspotential!
Die Südpfalz war Ziel der von unserem Collegiaten Simon Sachs gestalteten Wochenendfahrt im Juni. Im Reisebericht von Dr. Hilgard heißt es eingangs, die Fahrt habe gaumennah demonstriert, dass das alte Qualitätsvorurteil gegenüber den Weinen der Südlichen Weinstraße überholt sei. Über das Weingut Friedrich Becker in Schweigen und seine großen Burgunderweine zu reden wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. Höhepunkte der Reise waren im Urteil der Teilnehmer Besuche bei dem aufstrebenden Winzer Heiner Sauer in Böchingen und dem bereits weithin bekannten Weingut Bernhard Koch in Hainfeld. Die Öko-Weine von Sauer aus weißen und roten Burgunderreben sind laut Dr. Hilgard kleine, flüssige Juwelen. Auf ebenfalls hohem Niveau bewegten sich auch die konventionell erzeugten Gewächse von Bernhard Koch, darunter als Glanzlicht der 2013er Hainfelder Letten Grauburgunder Reserve. Ein Besuch des Schlosses Villa Ludwigshöhe, Sommersitz des Bayernkönigs Ludwig I – nach seiner Abdankung – rundete das Programm der Fahrt ab und vermittelte einen Eindruck von der hoch entwickelten kulinarischen Kultur des Adels in der Pfalz im 19. Jahrhundert.
Im September führte uns Dietfried Hackethal in das landschaftlich reizvolle Anbaugebiet Hessische Bergstrasse. Schon die Römer und Karolinger erkannten die klimatischen Vorzüge und wertvollen Böden der Bergstraße als Grundlagen für den Weinbau. „Ein kleines Gebiet mit vielen Vorteilen“ heißt es heute in einem Weinführer. Davon konnten wir uns bei der Präsentation und Weinprobe im „Viniversum“ der Bergsträßer Winzer e.G. überzeugen. Hier stellt sich eine ambitionierte Genossenschaft mit Qualitätsanspruch in einer gelungenen Architektur dar. Sehr ansprechend war ein Film im Zeitraffer über die Vegetation der Reben im Ablauf der Jahreszeiten. In der Probe gefielen solide Alltagsweine (Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Chardonnay) und insbesondere die seltenen Rebsorten Roter Riesling und Rosa Chardonnay (die letzten Flaschen von den Collegiaten weggekauft), alle zu kundenfreundlichen Preisen. Das Restaurant Landgasthof Herrenhaus im prächtigen Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach stärkte uns anschließend mit einem gut komponierten und zubereiteten Menü und ansprechender Bergsträßer Weinbegleitung. Am Nachmittag ging die Fahrt in ein landschaftlich sehr reizvolles Seitental der Bergstraße, nach Bensheim- Zell, zum Weingut Götzinger. Der junge Inhaber moderierte die Weinprobe – nach Ansage – in schönstem Kurpfälzer Dialekt, stimmig zu den klaren, gebiets- und sortentypischen Weinen, allen voran aus dem Roten Riesling. Fazit der schönen Tagesfahrt: Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.
Auf gewohnt hohem Qualitätsniveau zeigten sich die beiden Vorstellungsproben des Jahrgangs 2014 (Teil II). Den Gebietsbeauftragten gebührt Anerkennung und Dank für ihre Weinauswahl aus diesem wahrlich schwierigen Jahrgang, Herrn Dr. Thees und Herrn Dietzel für den Aufbau der Proben – wie immer ohne Vorproben! Eine subjektive und willkürliche Auswahl aus 44 erstklassigen Weinen: 2014er Heppenheimer Steinkopf Rosa Chardonnay Spätlese trocken (Bergsträßer Winzer e.G.), 2014 er Escherndorfer Lump Sylvaner Erste Lage (Michael Fröhlich), 2014er Oestricher Doorsberg Riesling Spätlese feinherb (August Eser), 2014er Oberhäuser Leistenberg Riesling Kabinett (Hermann Dönnhoff), 2014er Merler Königslay-Terassen Riesling Auslese (Albert Kallfelz), 2013er Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder trocken 1. Lage (Paul Fürst), 2013er Spätburgunder Silberkapsel-Kalkgestein (WG Grimm, Schweigen), Endinger Engelsberg Spätburgunder Reserve*** (WG Knab, Endingen).
Der gastrophische Jahresausklang „Mit allen Sinnen“ im Restaurant des Jagd Hotel Rose in Miltenberg ist den 51 (!) Teilnehmern noch in frischer und angenehmer Erinnerung. Ein Bummel über den romantischen Weihnachtsmarkt stimmte uns auf den Advent ein. Beim Empfang im Restaurant ein erster „Tusch“, der Blanc de Noir-Winzersekt Brut aus Bürgstadter Spätburgunderreben des Weinguts Josef Walter in Bürgstadt. Das sympathische Winzerehepaar Walter präsentierte uns dann eine fein abgestimmte Weinbegleitung zu dem Vier Gänge- Menü, das Herr Schneider, der Patron des Jagd Hotel Rose, uns bereitete. Eine regional verwurzelte, zugleich kreative Küche auf höchstem handwerklichen Niveau. Von den Collegiaten gab es dafür einen Stern: Hut ab vor dieser Leistung, auch vor der des Service. Herr Walter brachte mit seiner Moderation ein angeregtes Weingespräch in Gang. Seine ausgereiften Früh- und Spätburgunder (2005) aus dem Centgrafenberg zählen zu den besten Vertretern ihrer Gattung. Aber auch die Weißweincuvee „Buntsandstein“ zur Lachsvorspeise und die Kerner-Spätlese zum Dessert überzeugten. Sicher werden die Collegiaten dieses Weingut im Auge behalten.
Auch für 2016 kündigt Ihnen der Vorstand ein attraktives Programm an. Reservieren Sie in Ihren Kalendern die Termine, damit wir auch im kommenden Jahr so erfreulich hohe Teilnehmerzahlen wie in diesem Jahr erreichen. Und bringen Sie wiederum gerne Kinder, Verwandte und Freunde zu unseren Veranstaltungen mit. Aus Gästen werden Mitglieder, so auch wieder im Jahr 2015.
Ganz besonders werbe ich für die von Herrn Uhl mit viel Herzblut und großer Sorgfalt geplante Studienfahrt nach Sachsen Ende Mai. Sie wird das Beste aus den Küchen und Weinkellern entlang der Elbe bieten und dazu das Erlebnis einer herrlichen Kulturlandschaft. Machen Sie durch zahlreiche Teilnahme die Fahrt zu einem Erfolg! Die Ausschreibung wird Ende Januar an die Mitglieder versandt.
Zum Schluss noch ein Appell: nutzen Sie noch stärker unsere sehr schön gestaltete Webseite – als Informationsmedium und Forum für den Meinungsaustausch. Warum nicht einmal einen kurzen Artikel oder Fotos von einem Weingut oder einer Veranstaltung ins Netz stellen? Wir haben doch viele gute Fotografen in unseren Reihen. Bei der Technik helfen wir Ihnen.
Es bleibt mir, allen Aktiven im Collegium, Vorstand, Gebietsbeauftragten, Probenorganisatoren und Frau Machau für Ihre wertvolle Arbeit im Jahr 2015 zu danken.
Ihnen allen, liebe Collegiatinnen und Collegiaten, wünsche ich für das Jahr 2016 Gesundheit und viele schöne Weinerlebnisse.
Mit den besten Grüßen
Ihr Klaus Schubäus