Die goldenen Zwanziger des 21. Jahrhunderts fangen ziemlich scheisse an. Muss man so sagen. War es bei den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts genauso? Fing nicht so schlecht an: Gründung des Völkerbundes, Wahl zum 1. Deutschen Reichstag, allerdings auch Kapp-Putsch und Ruhraufstand. 1923 kam die Hyperinflation aufgrund der Lohnfortzahlung trotz passiven Widerstands im Ruhrgebiet nach dessen Besetzung durch die Franzosen und Belgier. Hitlers Putschversuch in München. 1924 führte der Dawes-Plan zur Regelung der Reparationszahlungen zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. 1926 wird Deutschland in den Völkerbund aufgenommen. Und 1929 kam der Börsenkrach und die Weltwirtschaftskrise. 1930 wird bei der Wahl zum 5. Deutschen Reichstag die NSDAP zur zweitstärksten Partei. Trotz des Hoover-Moratoriums (1931) zur Aussetzung aller internationalen Schuldenzahlungen für ein Jahr brechen nur wenige Tage später die deutschen Banken zusammen.
Was genau war eigentlich so golden an diesen Zwanzigern? Jedenfalls gibt die obige Darstellung genug Anlass zum „Uffbasse“, wie der Hesse sagt. Geschichte sollte sich nicht wiederholen.
Hier ein paar schöne Zitate zum Nachdenken:
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie wiederholt ihre Lehren.
Richard von Weizsäcker
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Mark Twain
Geschichte wiederholt sich. Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.
Karl Marx
Gestern abend habe ich mir aus diesem Anlass einen wunderbaren Malbec aus Argentinien gegönnt, den mir ein Freund mitgebracht hatte. „Passion de los Andes“. Klingt hoffnungsvoll. Schmeckt auch so.
Schreibt doch mal, was ihr so trinkt.
In diesem Sinne: Basst uff euch uff!
Die Frage, was an den Zwanziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts „golden“ war ist mehr als berechtigt. Gemessen an der immensen Tristesse nach dem ersten Weltkrieg war das Aufkeimen demokratisch-freiheitlicher Gesinnung in der Weimarer Republik ein Hoffnungsschimmer, der die Kreativen zum Schaffen angeregt hatte, was wiederum ein wenig Glamour in die soziale Dunkelheit brachte. In der Rückschau wurde dies vordergründig als „goldener“ Schimmer am Horizont interpretiert. Gleichzeitig wühlten bereits die Totengräber des gesamten moralischen Wertesystems im Untergrund und brachten es auf brutalste Weise eine Dekade später zum Zusammenbruch. Ich finde die kollektive Mär von den „goldenen Zwanzigern“ unaufrichtig und realitätsfremd und hoffe sehr, dass ein Jahrhundert später keine Analogien mehr mit dieser Zeit gezogen werden müssen!
Gerne folge ich der Anregung unseres Präsidenten und berichte von einem Wein, der unter den vielgeschmähten deutschen Rosés ein origineller Vertreter ist: Er stammt vom rheinhessischen Weingut Peth-Wetz in Bermersheim und ist der „2018 Klarett Rosé“, eine trockene Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Im Duft hat er rote Früchte und zarte Kräuter, beides findet sich im Geschmack wieder, unterlegt mit feinen Tanninen und spritziger Säure. Dies ist kein Mainstream-Rosé, sondern einer mit Charakter und Persönlichkeit, gerade richtig um zu zweit in der Corona-bedingten sozialen Isolation genossen zu werden.