Französische Weine direkt vom Winzer kaufen, ohne eine weite Reise zu machen. So etwas gibt es: bei den Salons der unabhängigen Winzer, die jeden Winter in verschiedenen Großstädten Frankreichs stattfinden. Zwei Autostunden bis Straßburg, und der Spaziergang durch Frankreichs Weinregionen kann beginnen. Der Besucherandrang ist riesig, darunter viele Deutsche.
Über 500 Winzer haben ihre Verkaufsstände in der fußballfeldgroßen Messehalle aufgebaut, allesamt Familienbetriebe, meist durch die Inhaber vertreten. Die unabhängigen Winzer verpflichten sich auf eine Charta, laut der sie hohe Standards beim Anbau und Ausbau ihrer Weine einhalten. Tatsächlich konnten wir viele qualitätsvolle Weine verkosten. Die Besten von ihnen werden von der Vereinigung mit Gold-/ Silber- oder Bronzemedaillen ausgezeichnet, die strenger vergeben werden als die deutschen Kammerpreismedaillen.
Um von der Fülle des Angebots nicht erschlagen zu werden, bieten sich zwei Wege an. Entweder man läßt sich auf den breiten Gängen treiben und steuert spontan Winzer an. Oder man bereitet sich mit Hilfe der sehr informativen Webseite der Vignerons Independants vor, klickt einzelne Winzer an und liest in den Online- Führern die Bewertung ihrer Weine nach (Gault Millau, Guide Hachette).
Wir haben beides kombiniert und uns im wesentlichen auf zwei Anbaugebiete konzentriert, die nördliche Rhone und Burgund. 2009 war in beiden Anbaugebieten ein sehr guter Jahrgang; 2010 war schwieriger, hat aber auch exzellente Weine hervorgebracht. Uns gefielen besonders:
2009 Pommard von Aleth Girardin
2009 Nuits Saint Georges „Les Brules“ von der Domaine Gille
2009 Savigny les Beaune 1 er Cru „les Narbontons“ von Phillipe Girard
2009 Ermitage und Cornas der Domaine Michelas Saint Jemms
2010 Crozes Hermitage und Condrieu „La Coste“ der Domaine Champal (Eric Rocher)
2009 Saint Joseph der Domaine du Mortier
2010 Colliure (Roussillon) der Domaine de la Casa Blanca
Das Autofahren verbietet sich nach dem Messerundgang. Die Weinfreunde ziehen ihre schwer beladene Karre(n) zum nahe gelegenen Hotel (Hilton oder Holiday Inn). Nach dem anstrengenden Messerundgang bietet ein Stadtbummel Entspannung. Eine ultramoderne Strassenbahn bringt uns in wenigen Minuten in die Innenstadt . Ein Besuch des gotischen Münsters mit seinem hochstrebenden, filigranen Turm ist Pflicht. Nach einem Einkaufsbummel (mehr attraktive Geschäfte als Frankfurt?) stärkt man sich bei einem elsässischen Essen, etwa im Kammerzell neben dem Münster oder im Au Pont St. Martin im gotischen Petite France-Viertel.
Fazit: der Salon und Straßburg sind eine Reise wert. A la prochaine!