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Evolution des maßvollen Alkoholgenusses

Prost, Primaten! Was uns Schimpansen über den maßvollen Genuss lehren können

In den Tiefen des Cantanhez-Nationalparks in Guinea-Bissau haben Forscher eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Wildlebende Schimpansen teilen fermentierte Früchte miteinander – und damit auch geringe Mengen Alkohol. Diese Beobachtung, veröffentlicht in Current Biology, liefert die erste wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Menschenaffen alkoholhaltige Nahrung gemeinsam konsumieren. Meine persönliche nicht-wissenschaftliche Evidenz dafür, dass auch Tiere gerne Alkohol konsumieren, stammt aus dem Jahr 1974: Disneys Lustige Welt der Tiere. Hier die Szene mit den überreifen Früchten …

Weiter mit der wissenschaftlichen Studie:

Ein fruchtiger Schluck in geselliger Runde

Die Schimpansen verzehren reife Früchte des afrikanischen Brotbaums (Treculia africana), die durch natürliche Fermentation Alkoholgehalte von bis zu 0,61 % aufweisen. In 10 von 70 beobachteten Fresssituationen teilten die Tiere diese fermentierten Früchte mit ihren Artgenossen. Bemerkenswert dabei: In sieben dieser Fälle war anderes, nicht fermentiertes Obst verfügbar, doch die Schimpansen entschieden sich bewusst für die alkoholhaltige Variante.

Diese Vorliebe und das Teilen der fermentierten Früchte deuten darauf hin, dass der Konsum von Alkohol in sozialen Kontexten tief in der evolutionären Geschichte verankert sein könnte. Die Forscher vermuten, dass der gemeinsame Genuss solcher Früchte soziale Bindungen stärkt und möglicherweise Stress reduziert – Mechanismen, die auch beim Menschen eine Rolle spielen.​

Was wir von unseren nächsten Verwandten lernen können

Die Beobachtungen bei den Schimpansen legen nahe, dass der moderate Konsum von Alkohol in geselligen Runden kein ausschließlich menschliches Phänomen ist. Vielmehr könnte er eine evolutionäre Strategie sein, um soziale Bindungen zu festigen und das Zusammenleben zu fördern.

Natürlich bedeutet das nicht, dass wir uns nun täglich mit fermentierten Früchten eindecken sollten. Aber es erinnert uns daran, dass der maßvolle Genuss von Alkohol – etwa ein gutes Glas Wein in netter Gesellschaft – nicht nur Genuss, sondern auch Gemeinschaft fördern kann.​

Fazit: In vino veritas – auch bei Schimpansen?

Die Studie zeigt, dass der soziale Konsum von Alkohol tief in unserer biologischen Geschichte verwurzelt sein könnte. Wenn unsere nächsten Verwandten im Tierreich bereits den gemeinsamen Genuss fermentierter Früchte praktizieren, dann ist vielleicht auch unser eigenes Glas Wein mehr als nur ein Getränk – es ist ein Teil unseres sozialen Erbes.​ Und hat sich in den letzten 6000 Jahren zur Weinkultur weiterentwickelt, die wir im Collegium Vini so gerne pflegen.

In diesem Sinne: Auf das Leben, die Gemeinschaft und den massvollen Genuss – prost!​


Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Studie „Wild chimpanzees share fermented fruits“ veröffentlicht in Current Biology am 22. April 2025.

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