Ein Weinanbaugebiet zwischen Tradition und Moderne
„Tradition triff Moderne“ – unter dieser Überschrift stellt Tim Strasser im Internet sein „Rothes Gut“ vor. Und wie auf dem Etikett des Weinguts der Bogen geschlagen wird zwischen der ersten Erwähnung des damals noch landwirtschaftlich genutzten Gutes 1765 und der Gründung des Weinguts auf den Mauern des alten Hofes 2010, verhält es sich auch für das gesamte Anbaugebiet.
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Die Anfänge des Weinbaus in Sachsen reichen bis ins 12., nach anderen Angaben sogar bis ins 10. Jahrhundert zurück. Im geschützten Elbtal mit seinem in Sommer und Herbst bisweilen schon kontinental geprägten Klima mit oft langen, sonnigen Perioden – durchschnittlich 1570 Sonnenstunden im Jahr – fand man günstige Voraussetzungen für den Anbau von Wein vor, obwohl das Gebiet nördlich des 51. Breitengrades liegt. Im 17. Jahrhundert war die Anbaufläche auf 5000 bis 6000 Hektar angewachsen. Klimatische Veränderungen und das Aufkommen anderer Getränkearten, die in Konkurrenz zum Wein traten, ließen diese Anbaufläche bis 1863 auf ca. 1700 Hektar zurückgehen. Der Reblausbefall um 1900 und andere ungünstige Faktoren dezimierten die Rebflächen bis 1934 auf 110 Hektar, und nach dem 2. Weltkrieg waren es sogar nur noch 60 Hektar. Erst zu Beginn der 80er Jahre wurden erste Flächen wieder aufgerebt, wobei sich hier viele Klein- und Feierabendwinzer engagierten. Ihre Trauben durften sie allerdings weder selbst keltern noch vermarkten, sondern mussten sie an die Winzergenossenschaft Meißen abführen. Diesen Hobbywinzern, die der sächsische Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler als „größte Bürgerbewegung im Elbtal“ bezeichnete, ist es mit zu verdanken, dass der Weinbau und mit ihm die Kulturlandschaft im Elbtal erhalten blieb.
Derzeit stehen in Sachsen wieder 492 Hektar unter Reben, aber von den 2500 Winzern betreiben nur wenige – dresdenwein.de spricht von 35 – den Weinanbau als Hauptberuf – eine Folge der zu DDR-Zeiten erzwungenen Kleinteiligkeit des sächsischen Weinbaus. „Winzerdynastien“ kann man hier nicht finden. Nahezu alle privaten Weingüter sind nach 1989, zum Teil erst nach der Jahrtausendwende entstanden. Gegründet wurden sie von Quereinsteigern, die das väterliche bzw. das eigene Hobby zum Hauptberuf machten wie Karl Friedrich Aust oder Klaus Zimmerling. Junge Leute mussten erst berufliche Erfahrungen und Kapital sammeln, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagen konnten wie Tim Strasser. Andere wie Georg Prinz zur Lippe (Schloss Proschwitz) oder Martin Schwarz (Weinmanufaktur Am Mariaberg) kamen aus dem Westen. Kein Wunder also, dass in Sachsen kaum ein privates Weingut mehr als 20 Jahre alt ist.
Zwar konnte man auf eine mehrere Jahrhunderte währende Weinbautradition zurückblicken, aber wie sollte man sich im gesamtdeutschen oder gar internationalen Kontext positionieren? Weinmachern wie Klaus Zimmerling gelang eine Antwort auf diese Frage, indem er aus traditionellen Rebsorten großartige Weine mit einer sehr individuellen Stilistik hervorbrachte. Auch Martin Schwarz gelang dies mit seinen Cuvées und dem Einsatz von Holz, sei es in Form großer Fässer, sei es in Form von Barriques. Andere vernachlässigen die traditionellen Rebsorten zwar nicht, bauen aber auch auf neue pilzresistente und (frost-)widerstandsfähigere Rebsorten („Piwis“) wie Solaris, Helios und Hibernal. Tim Strasser zum Beispiel will mit neuen Weinen neue Kunden gewinnen.
Auch 25 Jahre nach der Wende ist die Neupositionierung des sächsischen Weinbaus noch nicht abgeschlossen. Immer wieder tauchen neue Winzer mit oft (noch) kleinen oder kleinsten Anbauflächen, dafür aber mit bemerkenswerten Weinen aus der Anonymität auf. Auf alle Fälle ist Sachsen ein interessantes Weinland, das einen Besuch lohnt. Deshalb laden wir Sie ganz herzlich zu unserer Weinreise ein.
Wir haben für Sie sieben Weingüter ausgesucht, von denen wir uns versprechen, dass sie Ihnen einen Überblick über den derzeitigen Leistungsstand des sächsischen Weinbaus geben. Die zauberhafte Landschaft des Elbtals zwischen Dresden und Meißen, kurze Stippvisiten der Dresdener Altstadt und der von Meißen runden die Reise ab. Kulinarisch gekrönt wird die Reise von einem 4-Gang-Menü im Ein-Sterne-Restaurant „Elements“ am Ankunftstag und von einem weiteren 4-Gang-Menü im „Atelier Sanssouci“, dem Restaurant des Hotels „Villa Sorgenfrei“ in Radebeul, zum Abschluss unserer Reise.
Untergebracht werden Sie für den Zeitraum der Reise in dem 4-Sterne-Haus „Radisson Blu Park Hotel“ in Radebeul, einem Hotel, das nicht an der Durchgangsstraße, sondern zurückgesetzt im Villenviertel von Radebeul liegt.
Flüge und Unterbringung bucht für die Reiseteilnehmer das Reisebüro Eberhardt TRAVEL GmbH, Kesselsdorf und Dresden. Das Collegium Vini ist nur Reisemittler, nicht Reiseveranstalter und erbringt nur das önologische und kulinarische Programm in eigener Leistung.
Bei individueller Anreise beträgt der Preis für 3 Übernachtungen inkl. Frühstück, alle Transfers, Verpflegung laut Programm und 7 Weinproben im Doppelzimmer pro Person 790,00 €. (Einzelzimmerzuschlag 69,00 €.)
Wenn Sie unseren Gruppentarif für den Hin- und Rückflug mit Lufthansa in Anspruch nehmen wollen, den wir Ihnen gern anbieten, kommen noch 246,50 € pro Person dazu. Diesen Preis können wir aber nur garantieren, wenn sich mindestens 10 Flugreisende finden.
Falls Sie früher anreisen oder Ihren Aufenthalt im Radisson Blu Parkhotel verlängern möchten, können Sie das – rechtzeitige Buchung vorausgesetzt – für 55 € pro Tag und Person im Doppelzimmer bzw. 75 € pro Tag im Einzelzimmer.
Anmeldungen nimmt Frau Machau per E-Mail oder schriftlich entgegen.
Bitte überweisen Sie gleichzeitig mit Ihrer Anmeldung den Reisepreis auf das Konto des Collegium Vini, Postbank PBNKDEFF IBAN DE96 4401 0046 0988 9904 62.
Wir hoffen, dass dieses attraktive Programm viele Collegiatinnen und Collegiaten und gerne auch interessierte Gäste anspricht und freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Anmeldeschluss für die Reise ist der 15. März 2016.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Wolfgang Uhl
Die Weingüter
Weingut Klaus Zimmerling (VDP), Dresden
Ulrich Steger und Kai Wagner zählen ihn zu der „Avantgarde der deutschen Winzer“, und zweifellos ist Klaus Zimmerling die Winzerpersönlichkeit im sächsischen Elbtal. Schon zu DDR-Zeiten produzierte der studierte Maschinenbauingenieur und Konstrukteur als Hobbywinzer auf winzig anmutenden Flächen Weine für sich und seine Freunde. Heute bewirtschaftet er ca. 4 Hektar, die im Pillnitzer Königlichen Weinberg liegen. Seine Weine haben eine eigene Stilistik, sind üppig und saftig. Ihrem Erfolg hat das keinen Abbruch getan. Wer heute Weine von Zimmerling erwerben will, muss sich sputen. Wir werden die Weine von Klaus Zimmerling gleich zum Auftakt unserer Reise probieren können.
Weinmanufaktur am Mariaberg – Martin Schwarz, Meißen
Martin Schwarz, der ehemalige Kellermeister von Schloss Proschwitz, dürfte neben Klaus Zimmerling die zweite bedeutende Winzerpersönlichkeit im sächsischen Weinanbaugebiet sein. Auch er, der schon als „Meister der Cuvée“ bezeichnet wurde, geht eigene Wege, komponiert ungewöhnliche Cuvées aus Riesling und Traminer oder Spätburgunder und Portugieser, setzt sowohl Barriques (Müller-Thurgau!) als auch große Holzfässer ein und lässt den Weinen viel Zeit zum Reifen. Wer neue Geschmacksnuancen kennenlernen möchte, ist bei Martin Schwarz richtig. Die Spitzengastronomie hat ihn schon entdeckt.
Rothes Gut – Tim Strasser, Meißen
Tim Strasser, in dem die Zeitschrift „Vinum“ schon einen von „Germanys next Top-Winzern“ erkannt haben will, zählt mit seinen 29 Jahren zu den jungen Winzern in Sachsen. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Weingut durch einen Goldriesling aus dem Jahr 2013, der erste Goldriesling, der mich überzeugte. Aber Tim Strasser baut auf inzwischen 11 Hektar nicht nur die traditionellen Rebsorten an, vielmehr setzt er verstärkt auch neue Rebsorten wie Hibernal und Helios, was ihm den Ruf einbrachte, der experimentierfreudigste Winzer Sachsens zu sein.
Weingut Schloss Proschwitz (VDP), Zadel über Meißen
Das Weingut Schloss Proschwitz ist mit seinen rund 90 Hektar Anbaufläche das größte private Weingut in Sachsen. Weil Georg Prinz zur Lippe das 1945 entschädigungslos enteignete Schloss nach der Wende zunächst nicht zurückerwerben konnte, kaufte er in der Nähe des Schlosses in Zadel einen großen 300 Jahre alten Vierseithof, den er unter hohem finanziellen Aufwand sanierte und zu einem Vorzeigeweingut ausbaute. 1996 wurde das Weingut Mitglied im VDP. Bei einer Weinprobe am Ende unseres „Meißen-Tages“ werden wir Weine von Schloss Proschwitz verkosten.
Weingut Karl Friedrich Aust, Radebeul
Karl Friedrich Aust hatte eigentlich Steinmetz werden wollen und hätte damit in die Fußstapfen seines Vaters, einem der Dresdner Zwingerbaumeister, treten können, entschied sich aber dann lieber dafür, das väterliche Hobby zu professionalisieren. Schon zu DDR-Zeiten bewirtschaftete der Vater nebenberuflich einen halben Hektar Weinberg. Nach dem frühen Tod des Vaters 1992 setzte Karl Friedrich Aust dessen Arbeit fort und baut in Radebeuler Lagen heute etwas mehr als 5 Hektar Riesling, Weißburgunder, Bacchus, Kerner, Müller-Thurgau, Traminer, Grauburgunder und Spätburgunder an. Kenner der Weinszene sehen seine Weine schon auf Augenhöhe mit denen von Zimmerling und Schwarz. Ob dem so ist, darüber können wir uns bei einer Probe selbst ein Urteil bilden.
Weingut Drei Herren, Radebeul
Ursprünglich waren es einmal drei Herren, die 2004 dieses Weingut gründeten. Inzwischen wurde ein Herr durch eine Frau ersetzt, aber deshalb hat das Weingut seinen Namen natürlich nicht geändert, zumal er bei Weinfreunden zu einem Begriff für Qualität geworden ist. Auf rund 4 Hektar werden Weißburgunder, Grauburgunder, Riesling, Scheurebe, Traminer, die pilzresistenten Sorten Solaris und Regent sowie Spätburgunder angebaut. Die Weine kommen ohne die üblichen Prädikate in den Handel, da der Name „Drei Herren“, wie die Eigentümer behaupten, schon für Qualität bürge. Ob dieses Selbstbewusstsein gerechtfertigt ist, können wir bei einer Probe überprüfen.
Die Gemischte Bude
Die „Gemischte Bude“ ist kein Weingut, sondern ein lockerer Zusammenschluss von momentan fünf kleinen bis kleinsten Weingütern, die sich unter den Fittichen des Radebeuler Weinhändlers Martin Gräfe zusammengefunden haben, um durch gegenseitiges Probieren und Diskutieren ihre Weine zu verbessern. Dass auch, wie Martin Gräfe auf seiner Homepage schreibt, „Zwerge Riesenrad fahren können“, will sagen, auch Kleine große Weine machen können, werden wir bei einer Weinprobe in seinem Ladenlokal „Gräfes Wein & fein“ in Radebeul überprüfen können.
Die Restaurants
Elements, Dresden
„In dem ehemaligen Strömungsmaschinenbau-Unternehmen haben Martina Starovicova und Stephan Mießner gelungene Industrie-Architektur mit gemütlich-hochwertiger Einrichtung kombiniert. Dazu gute, aromenintensive Küche zu sehr fairen Preisen und herzlicher, versierter Service“ (viamichelin.de). Dem „Michelin“ war die „Küche voller Finesse“ 2015 einen Michelin-Stern wert. Wir werden der Michelin-Empfehlung, dort einen Stopp einzulegen, folgen und am 26.5. ein 4-Gang-Menü serviert bekommen, begleitet von sächsischen Weinen. Moderiert wird der Abend von dem Radebeuler Weinhändler Martin Gräfe.
Atelier Sanssouci, Radebeul
Der Fest- und Gartensaal der zwischen 1783 bis 1789 erbauten, zur Wende völlig heruntergewirtschafteten und danach liebevoll restaurierten Villa – heute ein Hotel mit 14 Doppelzimmern – samt der parkähnlichen Gartenanlage bildet den stilvollen Rahmen für unser Abschiedsmenü, das – begleitet von sächsischen Weinen – wiederum von Martin Gräfe moderiert wird. Die Küche des Hauses passt sich gut in diesen Rahmen ein, und man kann davon ausgehen, dass sie ihre Qualität unter dem neuen Betreiber, dem Sternekoch Stefan Hermann (bean & beluga, Dresden-Weißer Hirsch) hält, wenn nicht gar steigern kann.
Das Programm
Donnerstag, 26. Mai
9:10 Uhr
Abflug vom Flughafen Frankfurt/M. mit Lufthansa LH 206 nach Dresden (Ankunft 10.10 Uhr)
Transfer vom Flughafen Dresden-Klotzsche zum Radisson Blu Park Hotel in Rade- beul
12:00 Uhr
Transfer zum Schlosshotel Pillnitz, Dresden
12:45 Uhr
3-Gang-Menü im Kaminrestaurant des Schlosshotels
14:30 Uhr
Weinprobe im Weingut Klaus Zimmerling, Dresden-Pillnitz
17:00 Uhr
1 1/2-stündige Führung durch die Dresdner Altstadt in zwei parallelen Gruppen
19:00 Uhr
4-Gang-Menü im Restaurant „Elements“, Dresden, Moderation Herr Martin Gräfe
22:00 Uhr
Transfer nach Radebeul zum Radisson Blu Park Hotel
Freitag, 27. Mai
9:15 Uhr
Abfahrt vom Radisson Blu Park Hotel nach Meißen
10:00 Uhr
Weinprobe in der Weinmanufaktur Am Mariaberg (Martin Schwarz), Meißen
12:00 Uhr
Mittagsimbiss in der Weinmanufaktur mit „5 Köstlichkeiten im Glas“ von „Gräfes Wein & fein“, Radebeul
13:30 Uhr
1 1/2-stündige Führung durch die Meißner Altstadt
15:30 Uhr
Weinprobe im „Rothen Gut“ von Tim Strasser, Meißen
18:30 Uhr
Begrüßung im Weingut Schloss Proschwitz, Zadel
18:45 Uhr
Führung durch das Weingut und die Kellerei
19:15 Uhr
Weinprobe mit Buffet aus dem Lipp´schen Gutshaus
22:00 Uhr
Transfer nach Radebeul zum Radisson Blu Park Hotel
Samstag, 28. Mai
Da alle Veranstaltungsorte in fußläufiger Entfernung vom Hotel liegen, benötigen wir an diesem Tag keinen Bus
9:30 Uhr
Begrüßungsaperitif im sächsischen Weinbaumuseum Hoflößnitz; anschließend kleine Führung mit Herrn Gräfe durch das Weinbaumuseum Hoflößnitz
10:30 Uhr
Weinprobe im Weingut Karl Friedrich Aust, Radebeul
13:00 Uhr
Mittagsimbiss mit „5 Köstlichkeiten“ in „Gräfes Wein & fein“, Radebeul
Weinprobe der „Gemischten Bude“ in „Gräfes Wein & fein“
15:30 Uhr
Weinprobe im Weingut „Drei Herren“, Radebeul (bis 17:30 Uhr)
19:00 Uhr
4-Gang-Abschiedsmenü im „Atelier Sanssouci“ (früher: „Villa Sorgenfrei“), Radebeul, Moderation Herr Martin Gräfe
Sonntag, 29. Mai
12:45 Uhr
Transfer zum Flughafen Dresden-Klotzsche
14:15 Uhr
Rückflug nach Frankfurt/M. mit Lufthansa LH 215 (Ankunft 15:20 Uhr)