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Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Luftbild von Attila Fekete

Von der Ruwer bis zur Herzlei – Collegium Vini an der Mosel 2025

Ein Hoch auf den Vogelsang! – Auftakt der Moselfahrt 2025 beim Weingut Loersch

Was braucht eine gelungene Moseltour zuallererst? Richtig: einen Gastgeber, der weiß, wie man Gäste empfängt, wie man Gläser füllt – und wie man Landschaft, Geschichte und Geschmack in die Flasche bringt. Mit dem Weingut Loersch in Leiwen hatten wir zum Auftakt der Collegium-Vini-Moselfahrt 2025 eine Adresse gewählt, die all das meisterhaft vereint.

Schon beim Ankommen: der Blick. Direkt hinunter auf die Mosel, eingerahmt von den Steillagen der berühmten Trittenheimer Apotheke – ein Ort, an dem sich der Riesling wohlfühlt. Und wir uns auch.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Blick auf die Mosel vom Weingut Alexander Lörsch - Foto Klaus Rössler
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Blick auf die Mosel vom Weingut Alexander Lörsch – Foto Klaus Rössler

Zum Vergleich hier ein Luftbild:

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Luftbild von Attila Fekete (das Weingut Alexander Lörsch, Leiwen, liegt etwa bei einem Drittel des Bildes von links, vertikal in der Mitte)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Luftbild von Attila Fekete (das Weingut Alexander Lörsch, Leiwen, liegt etwa bei einem Drittel des Bildes von links, vertikal in der Mitte)

Der Empfang durch Alexander Loersch war herzlich und souverän. Fachlich versiert, aber nie trocken – was man von seinen Weinen ganz und gar nicht sagen kann. Im Gegenteil: Die Probe war ein veritables Hochamt für Moselaner Feinheit und Tiefe.

Los ging’s mit dem 2021 Crémant Pinot, brut nature – ein Mousseux mit feiner Perlage und messerscharfer Eleganz. Wach, animierend, ganz ohne Dosage: ein Schaumwein mit Haltung.

Dann: ein Reigen junger, frischer 2024er. Der Meer & Stein Weißburgunder zeigte, dass Loersch nicht nur Riesling kann – klar, geradlinig, maritim-mineralisch. Der Blauschiefer Riesling dagegen war schon wieder ganz Mosel – ein trockener, vibrierender Einstieg in die Welt der Schieferlagen.

Richtig spannend wurde es dann mit dem 2023 Vogelsang Trittenheimer Apotheke Riesling Trocken – für viele von uns der persönliche Favorit des Tages. Ein Wein mit Charakter, Tiefe, salziger Mineralität und langem Nachhall. Ein Wein, der leise spricht – und trotzdem alles sagt.

Noch eine Etage darüber: das 2023 „Devon-Terrassen“ Trittenheimer Apotheke GG. Ein Großes Gewächs mit Format. Kraft und Eleganz im Gleichgewicht, vielschichtig, druckvoll – und dabei immer noch ein Kind des Schiefers. Für Freunde strukturierter, präziser Rieslinge ein absolutes Muss.

Dass Alexander Loersch auch das Spiel mit Süße und Frucht beherrscht, zeigten die Kabinette aus Dhroner Hofberg und Trittenheimer Apotheke ebenso wie die wunderbar balancierte Alte-Reben-Auslese. Dabei fiel besonders der 2024 Piesporter Goldtröpfchen Kabinett auf – ein Klassiker mit feiner Fruchtsüße, der das Herz tanzen ließ.

Der Mix aus moderner Präzision, klassischem Handwerk und tiefem Lagenverständnis hat uns begeistert – nicht nur im Glas, sondern auch im Gespräch. Loersch ist nicht nur ein großartiger Winzer, sondern auch ein hervorragender Gastgeber: kenntnisreich, nahbar, mit Sinn für den Moment und Gespür für seine Gäste.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Weingut Alexander Lörsch - Klaus Rössler und Alexander Loersch - Foto Daniel Kusebauch
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Weingut Alexander Lörsch – Klaus Rössler und Alexander Loersch – Foto Daniel Kusebauch

Das Weingut Loersch war der ideale Auftakt für unsere Reise. Nach dieser eleganten Einstimmung fiel es nicht leicht, sich von der Sonnenterrasse über den Reben zu lösen – doch der Bus wartete, und das Moseltal hatte noch viele weitere Höhepunkte für uns parat. Mit dem Geschmack von Vogelsang und Devon-Terrassen noch auf der Zunge machten wir uns auf den Weg zur nächsten Station – voller Vorfreude auf das, was noch kommen sollte.

Zwischen Schiefer und Ewigkeit – Rieslinge mit Tiefgang bei den Bischöflichen Weingütern Trier

Nach dem glänzenden Auftakt beim Weingut Loersch ging es für das Collegium Vini an einen Ort, der nicht nur Wein, sondern auch Geschichte atmet: zu den Bischöflichen Weingütern Trier. Zwischen alter Domherrentradition und moderner Kellertechnik erwartete uns eine Probe, die sich ganz dem Riesling widmete – und dabei eindrucksvoll zeigte, wie unterschiedlich dieser König der Reben sich entlang Ruwer und Saar präsentieren kann.

Schon der erste Schluck des 2020 Ayler Sekt, Riesling Brut setzte ein Ausrufezeichen: feine Perlage, kristallklare Struktur, trocken mit Haltung – so darf ein Empfang schmecken.

Es folgten trockene Vertreter aus Ruwer und Saar, die mit zunehmender Tiefe beeindruckten: der 2021 Kaseler als solider Einstieg, der 2024 Kanzemer noch jugendlich-frisch, und dann der erste große Moment: das 2022 Kaseler Nies’chen GG – vielschichtig, mineralisch, mit jener kühlen Noblesse, die man an der Ruwer liebt.

Gleich darauf: das 2021er Scharzhofberger GG – Saar-Riesling mit Zug und Noblesse. Und dann ein echtes Schwergewicht: die 2018er Réserve aus dem Kaseler Nies’chen, zwei Jahre auf der Vollhefe gereift, 13 % Alkohol – kraftvoll, komplex, fordernd. Kein Wein für zwischendurch, sondern einer, der Zeit verlangt – und verdient.

Es war übrigens nicht der einzige Wein mit Reife: Zwischen Probe 10 und 11 servierte man uns mit einem Augenzwinkern einen 2008er Falkensteiner Hofberg – nicht auf der Liste, aber umso eindrucksvoller. Gereift, fast ätherisch – ein echtes „Konzer Tälchen“-Erlebnis.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Falkensteiner Hofberg Riesling Kabinett 2008 des Bischöflichen Weingutes Trier - Foto Klaus Rössler
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Falkensteiner Hofberg Riesling Kabinett 2008 des Bischöflichen Weingutes Trier – Foto Klaus Rössler

Besonders spannend aber wurde es bei den feinherben und fruchtsüßen Weinen:

  • Der 2023er Kaseler feinherb (Nr. 7) war für viele ein Favorit: 11 %, charmant, lebendig – mit dem berühmten Hauch Moselmagie.
  • Der 2023er Scharzhofberger Große Lage feinherb wurde als „Langläufer“ bezeichnet – einer, der noch Zeit braucht, aber Großes verspricht.
  • Und der 2023er Kabinett aus dem Scharzhofberg tanzte regelrecht über die Zunge – verspielt, glockenklar, ein Kabinett wie aus dem Lehrbuch.

Zum Finale kamen die Süßen – aber mit Stil:

  • Die 2021er Kaseler Nies’chen Spätlese überzeugte mit „ätherischer“ Reinheit und klassischer Fruchtsüße.
  • Die 2018er Auslese schließlich – goldgelb, karamellig, opulent – wurde von Dr. Bauke augenzwinkernd als „eigentlich ein Saar-Wein“ bezeichnet. Und ja, irgendwie stimmte das auch.

Diese Probe war kein Wettrennen, sondern eine Wanderung durch Lagen, Jahrgänge und Stile – getragen von Handwerk, Herkunft und einem tiefen Verständnis für das, was Riesling sein kann: leicht und tief, süß und salzig, jung und ewig. Es bleibt die Erinnerung an herausragende Weine (allen voran der Kaseler feinherb 2023 und der Scharzhofberger Kabinett 2023), an einen sehr kenntnisreichen Gastgeber – und an die stille Schönheit der Ruwer, die man vielleicht erst im Glas wirklich versteht.

Abends im Blesius Garten – Bier, Gespräche und ein Hauch von Hopfenromantik

Nach so viel Riesling war es Zeit für einen Perspektivwechsel – und was könnte dazu besser passen als der Blesius Garten in Trier, mit eigener Brauerei, ehrlicher Küche und gemütlichem Biergartenflair. Zwischen Hopfenaromen und Holzfassstühlen ließen wir den Tag Revue passieren: mit einem kühlen Craft-Bier in der Hand, einem Teller regionaler Spezialitäten vor uns – und dem Gefühl, dass Weintrinker eben doch auch gute Bierabende zu schätzen wissen.

Von Hopfen zu Historia – Marc Aurel im Landesmuseum Trier

Am nächsten Morgen stand ein Perspektivwechsel anderer Art an: raus aus dem Glas, hinein in die Geschichte. Im Landesmuseum Trier erwartete uns die eindrucksvolle Sonderausstellung „Marc Aurel – Kaiser, Philosoph, Feldherr“. Zwischen antiken Skulpturen, Inschriften und militärischen Artefakten tauchten wir ein in das Denken und Wirken eines der faszinierendsten Kaiser der römischen Antike. Die Verbindung von Macht und Maß, von Verantwortung und Vernunft – das klang überraschend modern. Und wer genau hinsah, konnte sogar Parallelen zur Weinwelt entdecken: Auch dort geht es um Herkunft, Haltung und das richtige Maß zur rechten Zeit. Über die Philosophie der Stoa hatte ich bereits geschrieben. Ein würdiger kultureller Kontrapunkt – und ein stiller Höhepunkt unserer Reise.

Klarheit in Glas und Haltung – Besuch beim Weingut Dr. Hermann in Erden

Der Abschluss unserer Moselfahrt führte uns nach Erden, an Lagen, die Riesling-Freunde aufhorchen lassen: Erdener Treppchen, Ürziger Würzgarten, Herzlei – klingende Namen für große Terroirs. Doch unser Ziel war kein Name, sondern ein Winzer: Christian Hermann, der das traditionsreiche Familienweingut Dr. Hermann heute führt – frisch aufgenommen in den VDP.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Blick auf das Erdener Treppchen (Foto Klaus Rössler)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Blick auf das Erdener Treppchen (Foto Klaus Rössler)

Was früher als Geheimtipp gehandelt wurde, hat nun den offiziellen Ritterschlag erhalten. Doch statt sich auf Prestige zu verlassen, setzt Christian Hermann auf etwas anderes: Klarheit – im Wein, im Weinberg, im Marketing, in der Preisstruktur. Und genau das schmeckten wir in jedem Glas.

Los ging es mit zwei trockenen Gutsweinen:

  • Der 2024 Dr. Hermann Riesling trocken wirkte schlank und präzise,
  • der 2024 Rotschiefer Riesling legte mit feiner Mineralität nach.

Beide überzeugten mit einem klaren Stil, der nicht aufdringlich sein will, sondern Orientierung gibt.

Drei Große Gewächse, drei Perspektiven

Besonders klug aufgebaut war die Sequenz der Großen Gewächse:
Zuerst zwei Vertreter aus dem Jahrgang 2023:

  • der Lösnicher Försterlay GG – mit Finesse, wenig Restsüße, präziser Frucht und großer Balance,
  • gefolgt vom Erdener Treppchen GG 2023 – etwas dichter, geschliffen, sehr klar.

Dann ein Rückblick mit Tiefenschärfe:

  • das Erdener Treppchen GG 2021 zeigte, wie ein Wein aus der gleichen Lage mit Reife gewinnt – mehr Ruhe, mehr Tiefe, immer noch voller Energie.

Herr Thiel formulierte es treffend:

„Sehr klar, eher Finesse als Kraft. Wenig Restsüße – das ist riskant, weil Fehler sofort spürbar wären. Hier gab es keine.“
Im Vergleich zu Proben am Vortag wirkte die Linie von Dr. Hermann geschliffener, konzentrierter und durchdachter – eine Stilistik, die bewusst auf laute Effekte verzichtet.

Die Kabinett-Weine bildeten einen verspielten, aber keineswegs oberflächlichen Mittelteil:

  • Der 2024 Erdener Treppchen Kabinett war ein echtes „Freude-Glas“ – zugänglich, aber mit Tiefe.
  • Der 2024 Ürziger Würzgarten Kabinett Alte Reben begeisterte mit Ausdruck, innerer Spannung und Herkunftsprofil – kein Wunder, stammen die Reben doch von über 100 Jahre alten Stöcken.

Beide wurden zu persönlichen Favoriten einiger Teilnehmer – nicht trotz, sondern wegen ihrer scheinbaren Leichtigkeit, während die 2024 Wehlener Sonnuhr Kabinett sich als „crowd pleaser“ herausstellte.

Spätlesen: Zwei Jahrgänge, eine Lage

  • 2024 Erdener Treppchen Spätlese – erstmals als VDP-Wein, mit weißem Pfirsich, fein ziseliert, klar.
  • 2023 Erdener Treppchen Spätlese – (noch kein VDP-Wein, da aus dem Jahr vor dem Beitritt), zeigte mehr Exotik: Ananas, etwas Botrytis, üppiger.

Beide ergänzten sich ideal: Stil und Jahrgang im Dialog.

Ein echtes Juwel war die 2024 Erdener Herzlei Spätlese Goldkapsel Alte Reben:

  • Nur 0,265 Hektar,
  • Monopollage,
  • Reben über 130 Jahre alt,
  • keine Botrytis – dafür ein kristallklarer Ausdruck mit Tiefe und Rasse.

Ein Wein, der nicht protzt, sondern erzählt – von Böden, Geschichte und Menschen.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Blick auf Erdener Herzlei des Weingut Dr. Hermann (Foto Klaus Rössler)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Blick auf Erdener Herzlei des Weingut Dr. Hermann (Foto Klaus Rössler)
Wendy Elsink (Weingut Dr. Hermann) und Dr. Karin Schmitges-Thees (Foto Klaus Rössler)
Wendy Elsink (Weingut Dr. Hermann) und Dr. Karin Schmitges-Thees (Foto Klaus Rössler)

Den Abschluss bildeten drei Auslesen – jede auf ihre Art bemerkenswert:

  • Die 2023 Erdener Treppchen Auslese – klassisch, süß, mit feiner Säurestruktur.
  • Die 2024 Erdener Prälat Auslese Alte Reben (0,375 l) – konzentriert, mit großem Lagerpotenzial.
  • Und schließlich die 2018 Erdener Treppchen Auslese GK-23 – goldgelb, mit zarter Botrytis, ein würdiger, stiller Abschluss.

Ein Weingut mit Vision – und Substanz

Was uns bei Dr. Hermann beeindruckt hat, war nicht nur die stilistische Klarheit – sondern auch der Mut, den eigenen Weg zu gehen. Vom Gutswein bis zur Auslese zeigte sich: Wer Klarheit lebt, kann Tiefe erzeugen. Hier ist jemand nicht einfach in den VDP aufgenommen worden – er hat ihn sich erarbeitet. Dass das Weingut nun Teil des VDP ist, ist nur folgerichtig – und für uns ein Glücksfall, diesen Entwicklungsschritt live und im Glas miterlebt zu haben.

Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Die probierten Weine bei Dr. Hermann (Foto Klaus Rössler)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Die probierten Weine bei Dr. Hermann (Foto Klaus Rössler)

Ein herzlicher Dank – für eine Reise, die Maßstäbe setzte

Was bleibt, ist nicht nur der Geschmack großer Weine, sondern die Erinnerung an eine Reise, die in jeder Hinsicht Maßstäbe setzte: fachlich, landschaftlich, menschlich.

Dass wir an so herausragenden Orten empfangen wurden, dass Türen geöffnet und Flaschen entkorkt wurden, die man nicht alltäglich zu sehen bekommt – das verdanken wir vor allem Frau Dr. Karin Schmitges-Thees und Dr. Thomas Thees.

Mit großer Sorgfalt, Kennerschaft und spürbarer Leidenschaft haben sie diese Reise organisiert – mit einem Gespür für Qualität, Tiefe und Begegnung, das dem Collegium Vini seit jeher zur Ehre gereicht.

Insbesondere der finale Besuch bei Dr. Hermann war ein krönender Abschluss, den wir ohne ihr Engagement in dieser Form wohl nicht erlebt hätten.

Im Namen aller Teilnehmenden: ein aufrichtiger Dank – und ein großes Kompliment!

Klaus Rössler, Präsident

Und hier noch ein paar Impressionen …

Präsident und Vizepräsident - Klaus Rössler und Daniel Kusebauch vor dem Kurfürstlichen Palais in Trier
Präsident und Vizepräsident – Klaus Rössler und Daniel Kusebauch vor dem Kurfürstlichen Palais in Trier
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Porta Nigra (Foto: Klaus Rössler)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Porta Nigra (Foto: Klaus Rössler)
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Luftbild von Attila Fekete
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Luftbild von Attila Fekete
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini - Luftbild von Attila Fekete
Moselfahrt 12./13.7.2025 des Collegium Vini – Luftbild von Attila Fekete

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